Kirche St. Martin

Berliner Straße 7, 71083 Herrenberg

Die Kirche wurde am 10. Oktober 1970 dem Hl. Martin geweiht. In ihr finden bis zu 600 Personen Platz. Die Familien-, Jugend- und Erstkommuniongottesdienste werden hier gefeiert und große Kirchenkonzerte gegeben. Direkt unterhalb der Kirche befindet sich das Gemeindezentrum.

Die Gottesdienste finden regelmäßig am Sonntag statt. Die Kirche ist nur an Sonntagen zu den Gottesdiensten geöffnet. Auf Anfrage im katholischen Pfarramt, Telefon (07032) 94260 kann sie auch an anderen Tagen besucht werden.

Geschichte und Kirchenkunst

2011 feiert die Kirchengemeinde das 40. jährige Bestehen der St. Martinskirche. Der Architekt war Wilhelm Frank aus Herrenberg.

Die Weihe der Kirche auf den heiligen Martinus wurde am 26. September 1971 durch Weihbischof Anton Herre aus Rottenburg am Neckar vollzogen. Wahrzeichen der Kirche ist der pyramidenförmige Turm. Die Kirche selbst beeindruckt durch ihre geometrischen Formen.

Stehkreuz

Zahlreiche Kunstwerke befinden sich in der Kirche. Das im Chorbereich stehende Stehkreuz in massiven Eichenholz stammt vom Bildhauer Josef Henger aus Ravensburg. Der Corpus von Christus ist aus Bronze gefertigt. Vom gleichen Künstler stammt der filigran gearbeitete Ambo sowie der Osterleuchter.

Ambo

Am Ambo (Kanzel) ist die Emmausgeschichte dargestellt. Zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus, wo ihnen der auferstandene Christus begegnet. Sie erkennen ihn aber erst, als er mit ihnen das Brot bricht. Der 1.20 Meter hohe Osterleuchter zeigt zwei Szenen. Auf der einen Seite führt Moses das Volk Israel durch das „Rote Meer“, die andere Seite zeigt Jonas aus dem Rachen des Fisches. Jonas war drei Tage und Nächte im Bauch des Fisches, Zeichen für den nach drei Tagen auferstandenen Christus. Zu Weihnachten ist eine Krippe vom Künstler Leonard Lorenz aus Neufarn bei Schäftlarn, Kreis München zu sehen. Sie besticht durch ihre Schlichtheit und Ausgewogenheit. Über die in der Marienkapelle aufgestellte Maria kann über Herkunft sowie über den Künstler nichts ausgesagt werden. Sollte aus der Pfarrgemeinde jemand über nähere Informationen verfügen, so melden sie dies im Pfarrbüro. Danke.

 

Horst F. Sehorsch (SDG) 28.02.2010

Die Krippe in der Martinskirche

Seit dem 12. Jahrhundert versuchen Bildhauer und Maler, die Geburt Christi darzustellen. Sie fühlen sich dabei zu Distanz und Verehrung aufgefordert aber auch zur Strenge in ihrer Aussage und Verhaltenheit.

In der Krippe in St. Martin sind diese Merkmale, Distanz und Verehrung, Strenge und Verhaltenheit in hervorragender Weise umgesetzt.

Maria kniet, Josef sitzt, sie betrachten ehrfürchtig ihr Kind, dass in ihrer Mitte, in einer Krippe liegt. Maria wirkt gebeugt. Ahnt sie bereits die Schwere ihrer Aufgabe?

Josef legt beschützend seine rechte Hand auf ihre Schulter. Eine Aura von Stille umgibt die Figuren und ladet ein zur Meditation.

Der Künstler Leonard Lorenz beschreibt seine im Alter von 25 Jahren geschaffene Krippe, im Nachhinein, wie folgt. Ich zitiere aus einem Brief vom Februar 2010: „Entstanden ist diese wohl um 1973, ausgeführt in Föhrenholz. Da ich in der Gestaltung freie Hand hatte, ist das Werk eine authentische Aussage zu diesem Thema.

Was drückt die Krippe aus? Auffällig ist die tiefe Zu-Neigung der beiden Figuren zueinander. Ausgedrückt ist damit eine Hingabe an das neue Leben. Hingabe hat mit Demut zu tun und somit auch einer Erkenntnis, was dieses junge, gerade geborene Leben bedeutet.

Ein weiterer Akzent ist der Luftraum zwischen den beiden Figuren. Bei aller Innigkeit ist also ein Leerraum dazwischen, vergleichbar mit der Pause in der Musik. Dieser Leerraum ist auch entscheidend für den Rhythmus der gesamten Komposition. Diese drückt somit Geschlossenheit bei gleichzeitiger Offenheit aus. Der leere Raum in der Mitte mit dem Kind wird zu einer Achse, von der alles ausgeht. Da der Schutz für das Kind von den Figuren ausgeht, bilden diese so auch Heimat“.

In der Figurengruppe ist die Signatur „LW“ eingeschnitzt, die auf seinen ursprünglichen Namen Lorenz Wendlinger hinweist. Heute lebt er unter seinen Künstlernamen Leonard Lorenz in Neufahrn bei Schäftlarn im Kreis München.

Mit dieser frühen Arbeit des Künstlers Leonard Lorenz aus dem Jahr 1973 besitzt die katholische Kirchengemeinde ein hervorragendes Werk der Volkskunst.

Horst F. Sehorsch (SDG) 20.03.2010

Auf abenteuerlichen Wegen kam die Weihnachtskrippe nach Herrenberg. Der ehemalige Kirchenpfleger Herr Erwin Schmitzer, 33 Jahre hatte er dieses Amt inne, erinnert sich.

Eine Weihnachtskrippe in St. Martin fehlte. So ging Herr Schmitzer im Jahr 1973 auf die Suche. Über einen Onkel der in Wien wohnte und jedes Jahr seinen Urlaub am Tristachersee in Tristach verbrachte, wurde der Kontakt zu Lorenz Wendlinger, einem jungen Studenten von 25 Jahren, hergestellt. Dieser studierte an der Akademie für Bildende Kunst in München und in seiner freien Zeit, auf dem Bauerhof seiner Eltern in Tristach, einem kleinen Dorf bei Lienz in Osttirol, seine ersten Kunstwerke schuf. Auch diese Skulptur hat er dort gefertigt.

Die Kosten beliefen sich auf ca. 1000 €, für die damalige Zeit eine beträchtliche Summe. Der Transport der Krippe verlief abenteuerlich, denn es stellte sich heraus, dass die Skulptur gerade in den Kofferraum passte nur mit dem Nachteil, dass sich der Kofferdeckel nicht mehr zuschließen lies. Wenn man bedenkt die weite Heimfahrt von Osttirol nach Herrenberg und das Ganze bei heftigem Schneefall, eine Höchstleistung von Herrn Schmitzer.

 

Horst F. Sehorsch (SDG) 20.03.2010

 

Die Kirche St. Martin in Herrenberg Kurzvortrag und Kirchenführung von Horst F. Sehorsch anlässlich des Stadtgespräches am Samstag den 30.4. 2022 in der Kirche St. Martin.

Zur Historie

Im Jahr 1228, war erstmal von Herrenberg in einer Urkunde, anlässlich einer Schenkung, die Rede. Da gab es Herrenberg bereits. Ca. 100 Jahre vorher, gründeten die Pfalzgrafen von Tübingen die Stadt, die am Ausläufer des Schönbuchs geplant und gebaut wurde. Die notwendigen Bewohner dazu, wurden aus den ca., 1500 Meter entfernten Kleinorten, Mühlhausen und Raistingen, umgesiedelt.
Die Stiftskirche, eine katholische Kirche, ein Marienkirche, mit dem Namen „Zur lieben Frau“, wurde erstmals 1276 erwähnt. Der Adel, die Kirche und das Bürgertum, teilten sich die Macht in der Stadt.
Nach der Reformation im 15. Jahrhundert und dem 30-jährigen Krieg, der von 1618 bis 1648 dauerte, war katholisches Leben in Herrenberg nicht mehr aufzuweisen. Es bedurfte 242 Jahre bis in das Jahr 1890, wo langsam sich wieder katholische Bürger ansiedelten und wo in einem kleine Zimmer, neben dem Gasthaus Hasen in Herrenberg, erstmals wieder Gottesdienste gefeiert wurden. Später, bis 1932, fanden dann Gottesdienste in einem Saal der Kegelbahn am Sonnenplatz statt.

Die St. Josefskirche
Als feststand, dass eine Straße von Stuttgart kommend über Herrenberg nach Freudenstadt geplant und gebaut werden sollte, wurde 1932 die St. Josefskirche in der Walter-Knoll-Straße gebaut. 1933 erfolgte die Einweihung der Kirche. Patron der Kirche, der Heilige Josef. Die Kirche, ausgestattet mit einem der größten Glasfenster in Südwestdeutschland, das „Himmlische Jerusalem“. Für die damalige Zeit hatte der Bau und das Glasfenster richtunggebende Bedeutung in der Kunstszene. Dass Katholiken sich wieder in Herrenberg ansiedelten, war u.a. geschuldet durch den Bau der Eisenbahn, die von Stuttgart über Herrenberg nach Freudenstadt führte und wo katholische Gastarbeiter, die gab es damals auch schon, sich in Herrenberg nieder liesen.
Nach 1945 kamen viele Heimatvertriebene nach Herrenberg, wo sie wieder ein Stück Heimat vorfanden. Unter anderem auch durch die St. Josefskirche. Ihre Heiligen, die sie im großen Glasfenster von Prof. Albert Birkle aus Salzburg wieder entdeckten, ihre Heiligen, die sie in der Heimat verehrt hatten, und nun wieder zu Ihnen beten konnten.
Heute zählt die katholische Gemeinde in der Kernstadt, mit den beiden Kirchen St. Josef und St. Martin, 3034 Personen. Die gesamte Seelsorgeeinheit beläuft sich auf 11696 Personen. Der Vergleich:  Die Kernstadt Herrenberg zählt ca. 15000 Personen. Die große Kreisstadt Herrenberg, mit seinen Teilorten hat ca. 30000 Personen zu verzeichnen. Der leitende Pfarrer der Seelsorgeeinheit ist Markus Ziegler.

Die Martinskirche
Durch den Zuzug der vielen Heimatvertriebenen nach Kriegsende und durch den Bau der Schwarzwaldsiedlung im Gewand Großer Marktweg, war die Einplanung einer katholischen Kirche mit Gemeindezentrum naheliegend. Bauherr war Pfarrer Werner Zettier. Unvergessen in dieser Zeit, Pfarrer Thomas Keller. Mit der Bauplanung wurde Architekt Wilhelm Frank aus Herrenberg beauftragt. Das Richtfest konnte am 8. Oktober 1970 gehalten werden. Die Weihe der Kirche auf den heiligen Martinus, dem Schutzpatron unserer Diözese Rottenberg, wurde am 26. September 1971 durch Weihbischof Anton Herre aus Rottenburg am Neckar vollzogen. Am 26.9. 2021, feierte die Kirchengemeinde das 50.-jährige Bestehen der St. Martinskirche.
Die Architektur
Das Gemeindezentrum, das Pfarrhaus liegen unter und neben der Kirche. Wahrzeichen der Kirche ist der pyramidenförmige Turm. Interessant ist, der Turm hat kein Kreuz aufzuweisen. Warum kein Kreuz? Diese Frage muss offenbleiben. Leider können die Zeitzeugen nicht mehr befragt werden.
Die Kirche selbst beeindruckt durch ihre geometrischen Formen. Der quadratische Kirchenraum wird von einer Ecke aus betreten. Im Kircheninneren wurde gegenüber dem Eingangsbereich der Altarbereich angeordnet, über dem sich der pyramidenförmige Turm erhebt. Die im Turm angebrachten Fenster erhellen den Altarbereich. Über die fast 500 Plätze fassende Kirche erhebt sich ein zeltartiges Dach. Durch die Holzdecke sowie durch die handgefertigten Klinkersteine an den Wänden und durch die stimmungsvollen Glasfenster, wird im Kirchenraum eine harmonische und warme Stimmung erzeugt. Neben dem Kirchenraum wurde durch den Architekten eine Marienkapelle mit niedrigem Flachdach gesetzt. Die Seitenkapelle mit 72 Sitzplätzen ist auf die Marienstatue ausgerichtet.
Im letzten Jahr wurde ein behinderten, gerechter Aufzug am Eingang der Kirche angebracht, um eine Verbindung zum Untergeschoß, wo die Gemeindefeste abgehalten werden, herzustellen.
Die Glocken im Turn wurden abgestimmt durch einen Glockensachverständiger, mit den Glocken der Stiftskirche und der St. Josefkirche.
Das Pfarrhaus wird bewohnt von Vikar Eric und dem Hausmeister der Kirche. Im Pfarrhaus befinden sich auch die Büros von Marianne Aicher und des Schuldekanats.
Zu erwähne wäre noch die Kirchenmusikveranstaltungen in der Martinskirche unter der Leitung von Dekanatskirchenmusikerin und Direktorin Frau Marianne Aicher. Um die Akustik in der Kirche zu verbessern, wurde in einer aufwendigen Aktion vor vielen Jahren die Holzdecke durch Gemeindemitglieder restauriert. Dadurch wurden regelmäßige Konzerte im großen Umfang möglich unter der Leitung von Marianne Aicher.

Last not least
Die Martinskirche liegt auf dem am Martinusweg, der von Rottenburg kommend über den Schlossberg an der Martinseiche, ein Novum auf dem Martinusweg, nach Böblingen führt. Die Martinseiche am Roten Meer, war ein Projekt der Evangelischen, Katholischen und Evangelisch-methodistischen Kirchengemeinde in Herrenberg im Reformationsjahr 2017.
Zahlreiche Kunstwerke befinden sich in der Kirche.
Das im Chorbereich stehende Stehkreuz in massiven Eichenholz stammt vom Bildhauer Josef Henger aus Ravensburg. Der Corpus von Christus ist aus Bronce gefertigt.
Vom gleichen Künstler stammen der filigran gearbeitete Ambo sowie der Osterleuchter.
Am Ambo (Kanzel) ist die Emmaus Geschichte dargestellt. Zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus, wo ihnen der auferstandene Christus begegnet. Sie erkennen ihn aber erst, als er mit ihnen das Brot bricht.

  • Der 1.20 Meter hohe Osterleuchter zeigt zwei Szenen. Auf der einen Seite führt Moses das Volk Israel durch das „Rote Meer“.
  • Die andere Seite zeigt Jonas aus dem Rachen des Fisches. Jonas war drei Tage und Nächte im Bauch des Fisches, Zeichen für den nach drei Tagen auferstandenen Christus.
  • Zu Weihnachten ist eine Krippe vom Künstler Leonard Lorenz aus Neufarn bei Schäftlarn, Kreis München, zu sehen. Sie besticht durch ihre Schlichtheit und Ausgewogenheit. Abenteuerlich hört sich die Geschichte des Kaufs und der Herkunft an. Sie kann in der Homepage der Kirche nachgelesen werden.
  • Über die in der Marienkapelle aufgestellte Maria, kann über Herkunft sowie über den Künstler nichts ausgesagt werden.
  • Weitere Kunstwerke kamen in neuester Zeit dazu. Zu erwähnen die Keramikarbeiten der Herrenberger Künstlerin Linde Wallner aus Herrenberg, die im Jahr 2021 verstarb.
  • Die Bronce Skulptur am Eingang der Sakristei stammt von einem unbekannten Künstlers und stellt die Teilung des Mantels unseres Kirchenpatron der Hl. Martin und Patron der Diözese Rottenburg dar.
  • Erwähnenswert, auch Kopien des Kreuzweges von Sieger Köder.

Katholische Kirchen sind in der Regel offen. Leider muss die Kirche unter der Woche geschlossen werden, weil die Sicherheit nicht gewährleistet ist. Durch die Nähe zu den Schulen, kommt es immer wieder zu Sachbeschädigungen.

 

Horst F. Sehorsch, Herrenberg, den 30.4.2022