„Soll ich mich zur Kirchengemeinderatswahl aufstellen lassen?“

Das werden sich in den nächsten Wochen viele Frauen und Männer in unserem Ländle fragen. In unserer Diözese findet am 30. März 2025 die Wahl der Kirchengemeinderäte statt. Die Frage der Kandidatur ist oft verknüpft mit der Frage der Aufgabe und des Zeitaufwands. Die Aufgabenstellung ist durch die Kirchengemeindeordnung vorgegeben: „Der Kirchengemeinderat leitet zusammen mit dem Pfarrer die Kirchengemeinde.“

Er ist also an allen wesentlichen Entscheidungen, Weichenstellungen und Impulsen maßgeblich beteiligt. Das ist manchmal anstrengend, aber es macht auch Spaß! Die Sitzungen finden in unserer Kirchengemeinde in der Regel monatlich statt, hinzukommt (je nach eigener Schwerpunktsetzung) die eine oder andere Ausschusssitzung. Schon manches KGR-Mitglied hat mir nach einer Wahlperiode gestanden:  „Die Zeit und Kraft, die ich investiert habe, hat auch mir was gebracht.“
Es wäre schön, wenn viele in unserer Kirchengemeinde über eine Kandidatur nachdächten!
Markus Ziegler, Pfarrer

 

Christoph Dibon im Interview zur bevorstehenden KGR-Wahl am 30.03.2025
Herzlichen Dank an dich Christoph für Deine Bereitschaft ein Interview zu geben und dabei über die Gestaltungsmöglichkeiten der Arbeit des Kirchengemeinderates für die Gemeinde zu sprechen.

Frage: Warum hast Du bei der letzten Wahl kandidiert, was waren deine Beweggründe für eine KGR - Kandidatur?
Antwort: Im Vordergrund stand für mich immer der Wunsch mich im Ruhestand bei verschiedenen Organisationen ehrenamtlich zu engagieren. Die christlichen Kirchen sind für mich nach wie vor wichtige Institutionen in unserer Gesellschaft, die neben der Verkündung des Glaubens und der christlichen Werte zentrale Aufgaben in unseren Gemeinden wahrnehmen. Der enge Bezug zu unserer Kirchengemeinde war vorhanden und ich wollte die Kirchengemeinde wo möglich unterstützen. So richtig möglich wurde dies erst mit dem Ende meiner beruflichen Tätigkeit, da ich während meiner Berufszeit viel unterwegs war und eine Unterstützung bis dahin nur punktuell möglich war. Für mich war klar, dass ich am besten unterstützen und mitwirken kann, wenn ich Mitglied im Kirchengemeinderat bin und daher habe ich im Jahr 2020 kandidiert.

Frage: Was konkret macht der KGR und warum ist er ein wichtiges Gremium?
Antwort: Gemäß der Kirchengemeindeordnung (KGO) leitet der Kirchengemeinderat zusammen mit dem Pfarrer die Kirchengemeinde. Er ist das zentrale Gremium in unserer Kirchengemeinde, der zusammen mit dem Pfarrer das Gemeindeleben gestaltet. Alle für die Kirchengemeinde wichtigen Belange werden im KGR beraten und entschieden. Die im KGR getroffenen Entscheidungen sind von zentraler Bedeutung und bestimmen, wie das Leben in einer Kirchengemeinde aussieht.

Frage: Was stand an? Was wurde erreicht?
Antwort: Durch Corona war es ein schwieriger Start in die neue Wahlperiode und die erste konstituierende Sitzung konnte erst im Juni 2020 stattfinden. Die Zeit wurde genutzt und mit den ehemaligen KGR-Vorsitzenden wurde eine gute Übergabe der noch offenen Themen gemacht: Das Bauvorhaben an St. Martin mit dem Umbau des ehemaligen Getränkelagers in einen neuen Gruppenraum und die Installierung eines Aufzuges vom Kirchenvorplatz auf die Ebene des Gemeindezentrums.
Während der Corona Pandemie wurde dafür gesorgt, dass das Gemeindeleben im Rahmen der Verordnungen aufrechterhalten wurde, z. B. durch die Unterstützung der Kirchenmusik mit der Anschaffung eines Flügels in St. Martin, was die musikalische Ausgestaltung der Gottesdienste mit einer Schola deutlich erleichtert hat.
Folgende weitere und große Investitionsentscheidungen wurden getroffen:
Anschaffung eines Flügels für St. Martin
Anschaffung einer neuen Beschallungsanlage für St. Martin
Erneuerung der Küche im Gemeindezentrum St. Martin
Energetische Maßnahmen zur Reduzierung des Stroms und Energieverbrauches in unseren Kirchen und Gebäuden
Unterstützung der Jugendgruppen (Minis und Pfadis) und der Senioren
Zertifizierung als Faire Gemeinde

Frage: Wie ist die Zusammenarbeit im KGR?
Antwort: Die Zusammenarbeit habe ich als sehr gut, harmonisch und respektvoll empfunden. Auch wenn es in der Sache hin und wieder unterschiedliche Meinungen gab, waren die Beratungen im Gremium immer sachlich und von gegenseitigem Respekt geprägt.
Dem Gremium ist es wichtig, das Gemeindeleben positiv zu gestalten. Dabei ist es immer offen für neue Ideen und Anregungen. Die Lebendigkeit der Gemeinde steht bei den Beratungen immer im Vordergrund.

Frage: Wie hoch ist der Aufwand für eine Tätigkeit im KGR?
Antwort: Der KGR tagt 10mal im Jahr, während der Schulferien finden keine Sitzungen statt. Die beiden wichtigsten Ausschüsse des KGR – der Pastoralausschuss und der Verwaltungsausschuss – tagen ebenfalls ca. 10mal im Jahr. Für die Mitglieder ist der Aufwand zur Vorbereitung von Sitzungen gering, die Teilnahme an den Sitzungen ist wichtig. Diese dauern in der Regel ca. 2 Stunden, da Sie gut strukturiert und moderiert werden.

Frage: Was steht für den neuen KGR an – was sind die zukünftigen Themen?
Antwort: Nach wie vor ist es wichtig, gute Entscheidungen für die Unterstützung der einzelnen Zielgruppen in der Gemeinde – Kirchenmusik, Familie, Jugendorganisationen, Senioren – zu treffen, damit die Lebendigkeit der Gemeinde erhalten bleibt.
Neu dazukommen wird sicherlich das Thema effizientes Gebäudemanagement für unsere Kirchengemeinde. In der Diözese Rottenburg-Stuttgart gibt es ein neues Projekt „Räume für eine Kirche der Zukunft“.
Ein weiterer Fokus wird auf einer vernünftigen Kostenentwicklung der Gemeinde liegen: finanzielle Ausstattung bei weiter zurückgehenden Kirchensteuereinnahmen.
Ebenso ist der Kirchengemeinderat neu eingebunden, wenn es um die Prüfung für eine Unterstützung in sozialen Härtefällen geht.
Wir sind eine lebendige und aktive Kirchengemeinde und ich kann nur empfehlen sich durch die Mitarbeit im Kirchengemeinderat ehrenamtlich zu engagieren. Wer etwas bewegen möchte, gerne im Team arbeitet, etwas Sinnvolles machen möchte, ist bei uns im KGR genau richtig und möge sich für die Wahl aufstellen lassen. Aktives Tun und Bewegen im Sinne „Komm und gestalte mit“ wird hier großgeschrieben.
Herzlichen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Susannen Holzinger (Pfarramtssekretärin).